Waren die biblischen Wunder Zaubertricks...?
Es wird oft behauptet, die Menschen, die zu biblischen Zeiten lebten, seien einfältiger und abergläubischer gewesen als der moderne Mensch, und dass sie so verleitet werden konnten, die wunderbaren Geschichten zu glauben, die die Bibel enthält.
Heute, so sagt man, leben wir in einem wissenschaftlichen Zeitalter und sind über diesen Aberglauben hinausgewachsen, weil wir die geistige Fähigkeit entwickelt haben zu erkennen, dass diese Wunder abergläubische Mythen sind und keine paranormalen Phänomene. Eine genaue Untersuchung des Beweises wird zeigen, dass diese Berichte keine abergläubische Reaktion auf einen gerissenen Schwindler sind. Die Reaktion auf die Wundertaten Gottes verraten dieselbe Überraschung und Angst, die der moderne Mensch empfinden würde, wäre er in dieselbe Situation versetzt.
Die Menschen, die zur Zeit Jesu lebten, wussten sicher, dass blindgeborene Männer nicht plötzlich ihr Augenlicht gewinnen (Joh. 9,32), dass fünf Laibe Brot und einige Fische nicht 5.000 Menschen satt machen (Joh. 6,14) oder dass Menschen nicht auf dem Wasser gehen können (Matth. 14,26).
Der ungläubige Thomas sagt: »Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht« (Joh. 20,25). Er weigerte sich, das Zeugnis für das unglaubliche Geschehen der Auferstehung zu akzeptieren, aber er änderte seine Meinung, als er dem auferstandenen Christus Auge in Auge gegenüberstand. So erwartet man von uns ebensowenig wie von den Menschen der biblischen Zeit, das Lächerliche zu glauben.
Die damals lebenden Menschen waren nicht weniger skeptisch als wir heute. Es war die unabwendbare, unausweichliche, die unwiderlegbare Tatsache, die sie veranlasste zu glauben. Die natürliche Ordnung wurde gestört, wenn ein Wunder geschah. Es ist nur der Skeptizismus des modernen Menschen, der ihn leugnen lässt, dass Wunder geschehen sind.
Wie können Wunder möglich sein?
Die folgenden Aussagen, die eine alt und die andere modern, sind typisch für die Reaktion der Menschen auf das Wunderbare.
»Denn nichts kann ohne Ursache geschehen; nichts geschieht, das nicht geschehen kann; und wenn das, was geschehen konnte, geschehen ist, darf es nicht als ein Wunder interpretiert werden. Folglich gibt es keine Wunder … Wir ziehen daher folgenden Schluss: Was geschehen konnte, ist kein Wunder« (Cicero, De Divinatione, 2,28).
»Da gibt es beispielsweise den Bericht über das Leben Jesu Christi in der Bibel. Dieser Bericht enthält Erzählungen von Ereignissen, die, im Licht der bekannten Tatsachen der natürlichen Ordnung betrachtet, nicht geschehen konnten.
Kinder werden nicht von Jungfrauen geboren, Engel bringen den Menschen keine Botschaften, Männer gehen nicht auf dem Wasser, Menschen, die gestorben sind, kehren nicht zum Leben zurück, usw.
Die Geschichte von Jesus Christus war voll von Dingen, von deren Unmöglichkeit die Menschen wussten; daher konnte die Geschichte kein wortgetreuer Bericht des tatsächlichen Geschehens sein.
Als das Neue Testament geschrieben wurde, mögen die Menschen naiv genug gewesen sein, die Dinge zu glauben, die über Jesus gesagt wurden, und sie mögen keinen Widerspruch zwischen den Berichten und ihrer Kenntnis der Welt gesehen haben, aber jetzt war alles anders« (Protestantism, zitiert von J. Leslie Dunstan, Washington Square Press, Inc., New York, 1962, S.128-129).
Viele lachen über die Vorstellung, Wunder könnten möglich sein. Sie behaupten, Wunder seien eine Verletzung der Naturgesetze und daher für den modernen Menschen unannehmbar. Die Schrift jedoch enthält von Anfang bis Ende Geschichten vom Wunderbaren. Es gibt Berichte von Blinden, die plötzlich ihr Augenlicht erhielten, von Toten, die auferweckt wurden, und von außergewöhnlichen Geschehnissen in der Natur, wie einer weltweiten Flut und der Teilung des Roten Meeres.
Die Basis für den Glauben an das Wunderbare beruht auf der biblischen Vorstellung an Gott. Der allererste Vers der Bibel entscheidet die Frage:
»Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde« (1. Mose 1,1).
Wenn dieser Vers so akzeptiert werden kann, dass am Anfang ein unendlicher, persönlicher Gott das Universum erschuf, dann dürfte der Rest kein Problem sein. Wenn er die Fähigkeit hat, das zu tun, dann werden die jungfräuliche Geburt, das Geschehen auf dem Wasser, das Sättigen von 5.000 Menschen mit ein paar Laiben Brot und Fischen und die anderen biblischen Wunder nicht nur möglich, sondern sie sind sogar zu erwarten.
Natürlich, wenn man nicht an Gott glaubt, wird man das Wunderbare nicht akzeptieren, aber für den, der die reale Möglichkeit in Betracht zieht, ist es überhaupt nicht lächerlich. Wie der Apostel Paulus einst zu einem ungläubigen König sagte: »Warum haltet ihr es für unglaubhaft, dass Gott Tote auferweckt?« (Apg. 26,8).
So steht hinter dieser wichtigen Frage das bekannte Problem, ob Gott existiert oder nicht. Denn wenn es einen Gott gibt, dann sind Wunder sicher möglich. Tatsächlich setzt schon die Natur der Frage: »Wie können Wunder möglich sein?« voraus, dass es einen Gott gibt, denn ein Wunder ist ein Akt Gottes.
Was die Idee betrifft, dass Wunder die Gesetze der Natur oder der Wissenschaft verletzen, so müssen wir bedenken, dass die wissenschaftlichen Gesetze weder Ereignisse vorschreiben, noch sie erklären. Sie sind bloß eine Verallgemeinerung von Ursachen und Wirkungen, die man beobachten kann.
Man kann die Behauptung, das Rote Meer habe sich vor 3500 Jahren geteilt, nicht damit zurückweisen, dass man feststellt, dieses Ereignis trete nicht jeden Tag ein. Man kann sich zur Leugnung des Wunderbaren nicht auf die Naturgesetze berufen, da die Bibel lehrt, dass ein allmächtiger Gott von Zeit zu Zeit mit mächtigen Taten in die natürliche Ordnung eingegriffen hat.
Ein Wunder ist definitionsgemäß ein Ereignis, das einmalig und ohne Beispiel ist. Wir können es unmöglich wie andere Geschehnisse beurteilen. Der richtige Weg festzustellen, ob etwas geschehen ist, ist nicht die Frage, ob wir es erklären können. Die erste Frage, die gestellt werden muss, lautet nicht, kann es geschehen sondern vielmehr, ist es geschehen?
Wenn festgestellt werden kann, dass ein Ereignis stattgefunden hat, dass es sich aber der Erklärung entzieht, so müssen wir immer noch die Tatsache zugestehen, dass es sich ereignet hat, Erklärung hin oder her.
Die Beweise für die biblischen Wunder sind historisch ebenso stark, wie für andere historische Ereignisse (wie der Fall Roms und die Eroberung Alexanders des Großen). Nur weil Wunder außerhalb der normalen täglichen Erfahrung stehen, bedeutet das nicht, dass sie nicht geschehen sind oder geschehen.
Wenn man also alle Beweise in Rechnung zieht, gibt es ausgezeichnete Gründe dafür, nicht an die Möglichkeit von Wundern zu glauben, sondern auch an ihre Wirklichkeit.
(aus "Das kann ich nicht glauben" von Josh McDowell)